Parkettboden – Gefahren während der Heizperiode

Der strenge Winter dieses Jahres hatte es in sich. Durch die lange Heizperoide wurden Gebäude stark ausgetrocknet. Nicht nur Mensch und Mauer leiden, sondern auch qualitative Massivholzteile in Wohnungen und Büros. Parkettböden sind besonders betroffen von den trockenen Luftbedingungen gepaart mit hohen Temperaturbelastungen durch Fußbodenheizungen und Co.. Christian Weißmann erklärt, wie die Qualität hochwertiger Holzböden geschützt wird und Probleme wie Quellen und Schwinden des Holzes langfristig vermieden werden.

Wie bereits in unserem letzten Blogbeitrag ausführlich beschrieben, zeichnen sich die trockenen Luftbedingungen des heurigen Winters vor allem an Mauern und Holz ab. Denn bei niedrigen Temperaturen kann Luft nur geringe Wassermengen halten. Wenn Raumluft dann im Zuge des Heizens erwärmt wird, steigt die Wasseraufnahmefähigkeit rapide an und die Luftfeuchtigkeit sinkt im Gegenzug dazu enorm. Die Konsequenz: Die Luft entzieht Möbeln, Böden und Gemäuern Feuchtigkeit und trocknet diese somit aus.

Holz-Parkettboden-Spalt

Ein in Folge der Trockenheit losgerissener Parkett-Riemen . Einzelriemen können eventuell wieder eingeklebt werden. Sollte an mehreren Stellen dieses Schadensbild auftreten ist der Parkettboden zerstört. © Fa. Mikulecky, SV Kranl

 

Parkettboden – Holz in seiner edelsten Form

Im frischen Zustand kann Holz je nach seiner Anatomie große Mengen Wasser enthalten. Abhängig von der Holzart kann dies bei über 100 % der Trockenmasse des Holzes liegen. Holz quillt und schwindet jedoch nur im Holzfeuchtebereich zwischen 0% (darrtrocken) und 30% (Fasersättigung).

Wenn Holz nach seiner Fällung getrocknet wird, führt dies bald zur ausschließlichen Fasersättigung, die einer umgebenden (gesättigten) Luftfeuchtigkeit von 100 % entspricht. Alle Zellhohlräume sind frei von Wasser. Ab hier (je nach Holzart bei ca. 30% Wassergehalt) beginnt das Holz zu schwinden bzw. zu quellen. Abhängig von der Luftfeuchtigkeit verringert sich auch der Wassergehalt des Holzes. Die Folgen: es trocknet, desorbiert Wasser und schwindet.

Bei sehr trockener Luft wird dem Holz sämtliches Wasser entzogen – es ist darrtrocken. Dann ist alles freie Wasser verschwunden. Dieser Vorgang ist selbstverständlich auch umkehrbar. Holz wird bei ansteigender Luftfeuchte wieder mehr Wasser in sich aufnehmen, es adsorbiert Wasser. Dies führt wiederum zur Formänderung. Nun quillt das Holz.

Holz quillt und schwindet nicht gleichmäßig. Es gibt drei Hauptbewegungsrichtungen die sehr unterschiedlich zu einander sind. Durch diese ungleichmäßigen Änderungen der Volumina wird sich das Holz zusätzlich verbiegen, es kommt zum sogenannten Werfen.

Tabelle-Schwindmaße-Parkettboden

Die Quell- und Schwindmaße von Holz sind in den drei holzanatomischen Richtungen, in Jahresringrichtung (=tangential), quer zum Jahresring (=radial) und in Faserrichtung (=Längsrichtung, =longitudinal) sehr unterschiedlich und verhalten sich etwa wie 17:10:1.

Unglaubliche Fakten:

  • 20 cm breites Rotbuchenholz schwindet/quillt bei 5% Holzfeuchtigkeitsänderung in Jahresringrichtung um ca. 3-5 mm!
  • 20 cm breites Eichenholz schwindet/quillt bei 5% Holzfeuchtigkeitsänderung in Jahresringrichtung um ca. 2-3 mm!

Hier geht´s zum Quell/Schwind-Rechner.

holzquerschnitt-Holz

Je nachdem, aus welchem Bereich des Stammes das Holz entnommen wurde, sind die Auswirkungen der Trocknung stärker oder schwächer. Je mehr radiale Schwindung/Quellung möglich ist, desto stärker wirft und verzieht sich das Werkstück.

Durch diese spezielle Eigenschaft des Holzes sind die extremen Auswirkungen von Luftfeuchtigkeitsänderungen bei Parkett erklärbar. Bei Einsatz einer Fußbodenheizung wird dieser Effekt noch zusätzlich verstärkt. Das Holz wird erwärmt und die Desorption wird erhöht.

Die optimale Luftfeuchtigkeit in Räumen sollte deshalb auch in den Wintermonaten zwischen 30% und 60% liegen. Auch lt. ÖNORM B 2247 darf die Oberflächentemperatur von Fußbodenheizungen eine Temperatur von 29°C nicht überschreiten. 

Parkettboden-quellen

Die Problematik des Quellens und Schwindens wird auch beim Parkett schlagend. Es werden Kräfte frei, die kein Kleber oder Nagel aufhalten kann. Auf diesem Bild ist eine abgerissene Parkettfeder zu sehen. Die Parkettdeckschichte hat sich vom Trägermaterial gelöst. Der Parkettboden ist zerstört. © Fa. Mikulecky, SV Kranl

Tabelle-Luftfeuchtigkeit-Parkattboden

Die Holzfeuchtigkeit ändert sich nicht nur bei Änderungen der Luftfeuchtigkeit, sondern ist zudem stark abhängig von der Temperatur. Bei überheizten Räumen (beispielsweise bei 25°C) ohne entsprechender Luftbefeuchtung kommt es zum eklatanten Austrocknen des Holzes und entsprechend drastischem Schwindverhalten. Enorme Schäden sind vorprogrammiert.

Konsequente Luftbefeuchtung ist besonders im Winter entscheidend. So erhalten Sie nicht nur ihre persönliche Gesundheit, sondern auch den gleichmäßigen Wassergehalt in den Bauteilen. Vor allem in Holzbauteilen. Informationen zur Luftbefeuchtung erhalten Sie hier. Sie haben bereits Probleme mit quellenden und schwindenden Parkettböden? Kontaktieren Sie uns per E-Mail unter office@weißmann.at oder telefonisch unter +43 1 2597373.

15 Comments

  1. Freunde wollten ihren Parkettboden behandeln lassen, um ihn in seinem neuen Aussehen zu konservieren. Allerdings ist das mit der Fußbodenheizung nicht möglich, zumindest nicht mit ihrer Variante. Gibt es denn überhaupt eine Variante, die den Parkettboden versiegelt, wenn darunter eine Fußbodenheizung ist?

    • Ing. Christian Weißmann

      Massivholzparkett und Mehrschichtparkett kann abgeschliffen und versiegelt werden. Durch die Fußbodenheizung wird das Holz jedoch im Winter sehr trocken und schwindet. Dadurch werden sich die Fugen zwischen den Parkettdielen öffnen und der Lack in diesem Bereich aufreißen. Besser ist wahrscheinlich zu ölen. Das Öl dringt ins Holz ein und bleibt nicht an der Oberfläche stehen, die Fugen zwischen den Dielen bleiben daher offen und können sich frei bewegen.

  2. Meine Eltern wollen ein Haus kaufen und es hat einen alten Parkettboden. Sie überlegen sich, ob sie den Boden sanieren lassen oder ersetzen und neu verlegen wollen. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn sie ihn neu verlegen lassen, das er schon ziemlich alt ist. Man weiß nie, was ein alter Boden erlebt hat und was für Schaden es gibt.

    • Ing. Christian Weißmann

      Alte Parkettböden haben ein eigenes Flair und atmen Geschichte. Ich finde es schade so etwas leichtfertig zu entsorgen

      Am besten kontaktieren Sie eine Fachfirma in Ihrer Gegend und lassen sich beraten, ob eine Sanierung möglich ist und was diese kostet.

      Dann können Sie eine fundierte Entscheidung treffen

      Viel Erfolg bei Ihrem Projekt!

  3. Wir hatten in unserer Firma auch das Problem, dass das Parkett aufgequollen ist. Wir liebäugeln nun mit richtigen Industrieböden. Andererseits mag ich das Holz sehr, da es Gemütlichkeit ausstrahlt.

  4. Ich habe bei mir im Haus viele Möbel aus Holz und im Laufe der Jahre konnte ich beobachten wie die Luft den Möbeln die Feuchtigkeit entzogen hat. Unser Parkettboden ist neu und wurde vor kurzer Zeit von einer Firma verlegt. Mir war aber auch nicht klar, dass bei sehr trockener Luft dem Holzboden sämtliches Wasser entzogen wird und dieser trocken wird. Die Luftbefeuchtung im Winter ist also ein wichtiges Thema, um nicht nur die persönliche Gesundheit, sondern auch den gleichmäßigen Wassergehalt in den Holzbauteilen zu erhalten. Das werde ich mir auf jeden Fall merken, weil ich keine Probleme mit meinem Parkettboden in der Zukunft haben möchte. Danke für diesen Beitrag.

  5. Ich bin echt dankbar, dass ich diesen Beitrag zum Thema Parkettboden gefunden habe. Mit meiner Nachbarin habe ich mich schon viel darüber unterhalten. Ich denke, den Beitrag werde ich ihr mal schicken.

  6. Für mich ist der Parkettboden ein sehr guter Bodenbelag und ich habe meinen bis heute immer gut gepflegt. Vor einem Monat habe ich von einem Fachmann den Boden schleifen lassen, weil er von meinem Hund ziemlich zerkratzt war. Es ist erstaunlich wie der Boden durch diesen Prozess wieder wie neu aussieht. Ich habe über dieser Gefahren während der Heizperiode schon gelesen und habe auch eine Fußbodenheizung unter dem Parkett. Die Luft ist im Winter wirklich immer sehr trocken und ich versuche deswegen so wenig wie möglich zu heizen, damit die Luft Möbeln und Böden nicht die Feuchtigkeit entzieht. Mein Parkett hat sich wahrscheinlich so gut erhalten, weil ich immer auf die Luftbefeuchtung im ganzen Haus achte. Danke für diesen Beitrag.

    • Ing. Christian Weißmann

      Danke für Ihre Rückäußerung!

      Heizen an sich ist noch keine Gefahr für Parkett. Auch Fußbodenheizung halten Parkettböden gut aus. Gefährlich ist eben die geringe Luftfeuchtigkeit, die durch das Heizen entsteht. Dem kann man mit Luftbefeuchtern gut entgegenwirken. Das danken nicht nur Parkett und Holzmöbel, auch unser Körper fühlt sich wohler!

  7. Gut zu wissen, dass die Luftfeuchtigkeit optimaler Weise zwischen 30 und 60 % liegt. Wir lassen Estrich verlegen und möchten darauf auch Parkett. Mit solchen Fragen sollte man sich vorher natürlich auseinandersetzen. Bei uns in Innsbruck sind die Winter nicht so kalt aktuell, aber man weiß ja nie.

  8. Hallo !
    Wie ist es mit der Schiffsbodenverlegung ( Massive Eichen Dielen, kein „klick parkett“) im Herbst/ Winter? Ich möchte es in die Feder auf die alten Fichtenboden schrauben. Muss man im Winter „lockerer“ verlegen, die Fugen absichtlich etwas offen lassen, damit in der warmen Jahreszeit die Dielen Platz haben sich zu dehnen ? Oder andersrum gefragt, wenn man im Winter schön sauber die mit geschlossenen Fugen legt, bekommt man in der Warmen Jahreszeit eine „Berglandschaft“ im Wohnzimmer?

    • Ing. Christian Weißmann

      Ihr Ansatz ist an sich richtig. Jedoch muss zur Verlegung von Parkettboden der Raum richtig konditioniert sein:

      Temperatur 15°C – 28°C und Luftfeuchte ca. 30% – 50%

      Idealerweise ist das Verlegeklima in der Mitte dieser Werte, das wird dann auch am ehesten dem späteren Wohnklima gerecht.

      Vor der Verlegung die Ware unbedingt im Raum ruhen lassen, sodass sich der Parkett auf das Raumklima einstellen kann. Sprich entweder Feuchtigkeit aufnimmt oder abgibt. Man sagt zumindest 24 Std, besser sind sicherlich 48 Std.

      Wird das eingehalten kann die Verlegung ohne besondere Vorkehrungen gemacht werden. Von einer Verlegung bei ungünstigen Klimaverhältnissen ist dringend abzuraten!

  9. Danke für diese Tipps zum Thema Parkettboden erhalten. Leider haben wir lange Zeit nicht auf die Luftfeuchtigkeit geachtet und haben daher den Parkettboden im ganzen Haus professionell restaurieren lassen. Jetzt wo er wieder so schön aussieht, werden mein Mann und ich ihn ganz besonders pflegen und insbesondere im Winter aufpassen, dass die Luftfeuchtigkeit stimmt.

    • Ing. Christian Weißmann

      Sehr geehrte Frau Nonnenbaum!

      Es freut mich, dass Ihnen unser Blogbeitrag weiterhilft.

      Viel Freude mit Ihrem Parkettboden.

  10. Vielen Dank für diese Tipps zum Thema Holzboden. Mir war bisher nicht bewusst, dass man beim Heizen besonders auf sein Parkett achten muss. Ab jetzt werde ich besonders achtsam mit meinem Holzboden umgehen.

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